Lo-Fi: Ein Blick ins Dunkel

Salzburg (Pinhole)
Salzburg (Lochkamera)

Im letzten Eintrag habe ich wieder einmal die Lo-Fi-Fotografie erwähnt und das Schlüsselwort dazu verlinkt. Ich habe selber gestaunt, was ich alles in den letzten vier Jahren dazu geschrieben habe. Das Thema hat mich geformt, hat meine Ästhetik geprägt, meine Fotos verändert.

Das Thema begleitet mich schon länger, als dass ich es als Mode abtun könnte. Es ist Teil meines «Artist's Statement»:

Mich begeistern die primitivsten Funktionen einer Kamera. Zufällige Ereignisse oder technisch bedingte Effekte haben als Gestaltungselemente in meinen Fotos Platz. Deshalb fotografiere ich gerne mit alten Kameras, Loch- oder Toy-Kameras.

Es ist aber mehr als eine technische Entscheidung. In Wahrheit hinterfrage ich die Kamerawahl manchmal. Sollte ich nicht besser öfters mit qualitativ hochstehenden Kameras fotografieren?

Es geht auch um die Wahl des Films. Ich habe eine Schachtel mit abgelaufenem Film, aus der ich immer noch schöpfe. Was dabei heraus kommt ist grobes Korn, verschobene Farben, geringer Kontrast und Schärfe. Ich erziele damit unweigerlich den Lo-Fi-Look. Doch auch dies hinterfrage ich. Sollte ich nicht besser frischen Film kaufen?

Die Motivwahl spielt auch eine Rolle bei der Lo-Fi-Fotografie. Es sind oft belanglose Stassenszenen, unsorgfälltig gestaltete Landschaften, dunkle Flecken mit unordentlichen Mustern. Man kann sich fragen: Sollte ich nicht schöne Fotos machen auf denen etwas Vernünftiges zu sehen ist?

Eine weitere Frage, die mich herausfordert, betrifft das Handwerk: Sollte ich nicht hart daran arbeiten, das absolut Beste aus den Fotografien herauszuholen und damit meine Erfahrung und mein handwerkliches Können würdig zu demonstrieren? Und so Fotos erstellen, die einem grösseren Publikum gefallen, und ich schliesslich als Fotograt erfolgreich werde?

Mich zieht es trotz dieser Gedanken wieder zur Lo-Fi-Fotografie. So habe ich mich für meine jüngste Reise nach Salzburg wieder einmal für die Lochkamera mit abgelaufenem Farbfilm entschieden. Und ich möchte damit noch viel verrücktere Fotos machen. Ich habe das Gefühl, dass ich noch zu oft zum offensichtlichen Foto tendiere ohne meine kreative Vision wirklich herauszufordern.

Das schreibe ich, während ich Lo-Fi-Elektromusik höre, mit Rauschen überlagerte minimale Klangfolgen. Diese Musik wird es nicht in die Hitparaden schaffen. Für die Macher ist sie aber – so vermute ich – das Grösste. Es ist ihr Ding, ihre Kunst.

Das Unperfekte liegt für mich näher bei der Natur der Dinge als die auf Spitzenwerte getrimmte Präzisionstechnik. Deshalb genügt mir Lo-Fi um Bilder zu machen. Das Hinterfragen wird indes bleiben, und so wird sich wie immer zeigen, wohin sich das entickelt.