Warum Schwarzweissfotos?

Wirken Schwarzweissfotografien antiquiert? Ist Farbfotografie einfach logisch, weil das menschliche Auge Farbe sieht? In Kommentaren auf meine Fotos auf Flickr habe ich es ein paarmal gehört: Farbfotos kommen offenbar besser an als Schwarzweiss. Und auch in der GAF-Klasse diskutierten wir Schwarzweiss vs. Farbe. In den vergangenen Wochen sind mir verschiedene Aussagen zur Schwarzweissfotografie begegnet. Und ich habe mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht, warum ich Schwarzweiss gerne mag.

  • Peter Sennhauser fragt auf fokussiert.com «Warum Schwarz/Weiss?». In seiner Antwort reserviert er Schwarzweiss für besonders gestaltete Fotos:

Erst wenn ein Bild ganz ausdrücklich nur mit Tonwerten gestaltet wird, wenn es um Flächen und Linien in Schattierungen geht und die Farbe nichts beiträgt, sondern behindern würde, soll der Fotograf sie ausblenden.

Die Farbe ist also ein Gestaltungselement neben Linien, Formen und Strukturen. Sie sollte bewusst ins Bild gesetzt werden. Hier sehe ich die grosse Herausforderung, Farbe gekonnt einzusetzen in Form von Hintergrund/Vordergrund, Tönung und Lichteffekten. Gelingt dies nicht, blende ich die Farbe lieber aus – was den anderen grafischen Elementen mehr Gewicht gibt und ihre Wirkung verstärkt.

  • Das «Pink Tie-Problem» hat vor einiger Zeit Jeff Curto in einer Ausgabe des Podcasts Focus Ring angesprochen: Wenn die rosarote Kravatte in einem Bild alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und von der gesamten Gestaltung oder der dargestellten Handlung ablenkt, dann ist die Farbe ein Problem.
  • Brooks Jensen gibt seine Antwort im Lenswork Podcast LW0448 (MP3). Er findet, dass Farbfotos einen spezifischen Gegenstand abbilden (oder zum Beispiel auch einen Menschen), Schwarzweissbilder jedoch eine universelle Idee des Gegenstands (oder zum Beispiel die Menschheit). Vielleicht eine etwas abgehobene Sichtweise. Sie weist umgekehrt auch darauf hin, dass Farbe gerade für dokumentarische Bilder eine wichtige Bedeutung haben könnte.
  • Ein Zitat von Hans Finsler zeigt für mich, dass Fotografie die objektive Welt verändert abbildet. Auch in Farbe ist es nicht die wirkliche Welt.

Das fotografische Bild ist bildhaft, das heisst übertragen, beispielhaft, gewollt.

So gesehen macht es also keinen Unterschied, ob wir die Farbe weglassen oder sie aufnehmen.

Emotion finde ich nur im Schwarzweiß.

Hier wird eine weitere Qualität von Schwarzweissfotografieen angesprochen. Ganz subjektiv kann ich dieser Aussage zustimmen. Ich merke es oft beim Browsen durch meine abonnierten Flickr-Feeds: von den Schwarzweiss-Bildern geht etwas aus, das mich fasziniert – vielleicht sind es die Emotionen.

Ich finde deshalb: Schwarzweissbilder sind keineswegs veraltet. Sie sind eine der Ausdrucksmöglichkeiten im Medium der Fotografie. Die Herausforderung bleibt, Schwarzweissbilder zu gestalten, die so einfach funktionieren. Ich habe jetzt schon ein paar Fotoideen, für die ich auf Farben verzichten will.